Dankesrede zur Verleihung des Bürgerpreises 2007 der FDP Wachtberg
Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der FDP Wachtberg,
voller Dankbarkeit und Demut nehme ich diesen Preis heute entgegen.
Einen Preis, der für mich ausgesprochen wertvoll ist.
„Wertvoll“ zunächst, weil er auf 250 Euro dotiert ist.
„Wertvoll“ aber auch, weil mein Ehrenamt nicht nur Anerkennung findet bei denen, denen es zu Gute kommt, sondern unsere Arbeit, durch diesen Preis der „FDP Wachtberg“, auch systemübergreifend in den Focus der Öffentlichkeit gerät und auf positive Resonanz stößt.
Was die „FDP Wachtberg“ kommunalpolitisch zum jetzigen Zeitpunkt zu würdigen weiß, ist gerade im Moment auch europaweit ein hochbrisantes Thema. Einige von Ihnen werden die Debatte um den „assistierten Suicid“, ausgelöst durch den Sterbetourismus in die Schweiz, in den Medien verfolgt haben.
Ich möchte die Diskussionen um ein menschenwürdiges Leben und Sterben nicht erneut entfachen. Aber ich möchte Sie teilhaben lassen daran, was es für mich bedeutet ehrenamtliche Sterbebegleiterin zu sein.
Ehrenamt- der Begriff ist gut gewählt.
Wenn ein schwerkranker Mensch mich darum bittet, ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten, so ist das für mich eine Ehre.
Es ist eine Ehre für mich, ihm folgen zu dürfen auf einem Weg voller Höhen und Tiefen.
- Es ist eine Ehre für mich, wenn er mir von seinem Leben erzählt- oft sind es Schätze von unermesslichem Wert, die er mir anvertraut.
- Es ist eine Ehre für mich, wenn Angehörige mir ihren Sterbenden anvertrauen, um sich, vielleicht auch nur für eine halbe Stunde einmal, eine Auszeit zu nehmen.
- Es ist eine Ehre für mich, einem Menschen die Hand zu halten und mit ihm zu schweigen, wenn er nicht mehr über Worte mit mir zu kommunizieren vermag. Wir alle sind Sterbende- eines Tages, irgendwo, irgendwann.
- Es ist für mich ein wohltuender Gedanke, zu wissen, dass ich nicht allein sein muss, wenn es soweit ist.
Wenn mich ein Sterbender fragt, ob ich ihn auch auf keinen Fall alleine lasse, dann sage ich ihm:“ Ich gehe mit dir, bis an eine Schwelle, wo ich dir nicht mehr folgen kann. Den allerletzten Schritt wirst du alleine gehen, aber wenn wir uns verabschieden, dann bist du schon fast am Ziel“.
Warum setze ich Tiere ein- am Krankenbett?
Das wichtigste Geheimnis der positiven Wirkung von Tieren auf Menschen ist die Tatsache, dass Tiere analog- also körpersprachlich kommunizieren, während Menschen eher digital, d.h. verbal kommunizieren.
Die analoge Kommunikation ist die Sprache der Mutter mit ihrem Säugling, es ist die Sprache der Liebenden, die ohne Worte auskommt. Diese Sprache ist immer echt, ehrlich, kongruent, authentisch- sie lügt nie. Menschen sind nicht immer ehrlich miteinander, sie wahren den Schein, sie heucheln, sie täuschen. Das können Tiere nicht und deshalb wissen die Patienten , dass das Tier sie nicht enttäuscht oder hintergeht- die wichtigste Voraussetzung für den Aufbau von Vertrauen.
Tiere, und besonders Hunde, sind in der Lage ganz andere Signale und Energien aufzunehmen als Menschen.
- Wenn ich meinen Hund in der Begleitung Schwerkranker und ihrer Angehörigen einsetze, dann tue ich das in großer Hochachtung vor einem Lebewesen, welches in seiner sozialen Kommunikationsfähigkeit um so vieles feinfühliger zu sein vermag, als ich es je sein könnte.
- Wenn ich meinen Hund in der Begleitung Schwerkranker und ihrer Angehörigen einsetze, dann tue ich das, weil er Trauernde zum Lachen bringt, weil er Schweigende zum Reden bringt, weil er Streitende zur Versöhnung bringt und unter Schmerzen Leidenden Ablenkung bringt.
- Wenn ich meinen Hund bei der Begleitung Schwerkranker und ihrer Angehörigen einsetze, dann tue ich das, weil bestehende Ereignisse plötzlich neu bewertet werden können.
Und weil mein Hund zwar ein großes Herz hat, aber nicht alle Sterbenden Bonns und Wachtbergs begleiten kann, habe ich andere ehrenamtliche Hospizhelfer mit ihren gut sozialisierten Hunden ausgebildet, damit möglichst viele lebensbegrenzend Erkrankte von einem Hundebesuch profitieren können.
Unsere Hunde sind braun, schwarz oder gefleckt. Sie sind langhaarig, oder haben kurzes Fell- aber sie alle haben eine anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen:
Sie begleiten Schwerkranke und ihre Angehörigen.
Wenn zum menschlichen Leben an sich, Tiere dazugehören und „Sterben“, gelebtes Leben bis zuletzt bedeutet, dann dürfen Tiere in der Hospizarbeit nicht fehlen.
Ich freue mich sehr, dass Sie mit diesem Preis mein Ehrenamt wertschätzen und somit unterstützen. Dieses Geld soll der ehrenamtlichen Tätigkeit, die heute damit ausgezeichnet wird, auf gewisse Weise wieder zu Gute kommen. Ich möchte meinen Hund Grisu weiter ausbilden, um ihn auch bei Wachkoma- und Komapatienten einsetzen zu können. Dafür möchte ich dieses Geld verwenden.
Herzlichen Dank
Hunde haben alle guten Eigenschaften der Menschen,
ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.
Friedrich der Große